Die Lust am Spielen hat zwei scheinbar getrennte, in Wahrheit zusammenhängende Aspekte: Menschen (und Tiere!) spielen gern zum Zeitvertreib. Das ist notwendig für die Entwicklung von Kindern und die Entspannung von Erwachsenen. Wichtig dabei ist, dass es eher um das Vergnügen und nicht um eine Profession geht. Jedoch spielen Menschen auch gern um ihr Glück. Wie hängen diese beiden Formen der Spiellust zusammen?
Spiellust: Versuch einer Definition
Die pathologische Form der Spielsucht soll zunächst aussen vor bleiben. Es muss sich jedoch jeder vernünftige Mensch fragen, wieso in der deutschen Sprache das Glücksspiel und das Ballspiel von Kindern auf der Strasse denselben Namen tragen. Im Englischen unterscheidet man hingegen schon zwischen dem “Game” und “to play”, wo also liegt der Unterschied? Die Antwort könnte tiefer sitzen, als wir alle vermuten. Spielen hat etwas mit dem Ausprobieren unvorhergesehener Möglichkeiten zu tun. Die Kinder schiessen den Ball an die Wand und warten, wo er bei seiner Rückkehr wieder aufprallt. Genauso überlässt sich der Roulette-Spieler dem Zufall, Delfine spielen unter Wasser mit den eigenen Luftblasen, Papageien und Raben spielen miteinander das Fangen. Für ein Tier ist das – ebenso wie für den Roulette-Spieler – nicht ungefährlich, beide riskieren dabei unter Umständen ihre Existenz. Jedoch ist ihre jeweilige Spiellust so unverkennbar, dass sich der ernsthafte Forscher, selbst jeder Spiellust abhold, am Kopf kratzt und den evolutionären Sinn ergründen möchte. Und in der Tat gibt es diesen.
Spielen ist nötig, um Möglichkeiten lustvoll und daher hoch motiviert auszuprobieren. Die Tiere testen ihre Motorik, der Roulette-Spieler testet sein Glück inzwischen sogar im Schweizer online Casino. Beides erzeugt ungeheure Spiellust, und eine Lust lässt man nur ungern los. Zu definieren wäre die Spiellust als jene Phase, in der es nur um den Spass geht. Das sind die Touristen in Las Vegas, die mit einem vorgegebenen Limit für ein halbes Stündchen im Salon spielen, weil das halt dazugehört. Der Spieler, der mit mathematischen Systemen das Glück erzwingen will, empfindet wahrscheinlich kaum noch „Lust“.
Ist die Spiellust gefährlich?
Auf das Glücksspiel bezogen ist sie nicht gefährlich, wenn es der Spieler beim Spiel im ursprünglichen Sinn belässt und dem Zufall die Rolle zuweist, die ihm zukommt. Dann bleibt es auch bei der Spiellust. Kinder, die draussen Ball spielen, hören damit auf, wenn sie hungrig werden und die Mama zum Essen ruft. Sollte der Spieler jedoch sein Glück erzwingen wollen, hört der Spass auf, die Spiellust ist definitiv vorbei.
Auch wenn über das pathologische Suchtphänomen sehr viel berichtet wird, ist die Gefahr vergleichsweise klein: Nach unterschiedlichen Untersuchungen der 2000er Jahren sind z. B. in Deutschland zwischen 0,19 – 0,82 % der Bevölkerung betroffen, in Österreich kam man auf 0,66 – 0,71 %. Zum Vergleich: Es soll in Europa und den USA rund 10 – 20 % Alkoholiker geben. Damit bleibt es beim Ausgangspunkt: Spiellust gehört zu unseren Vergnügen, denen wir uns hingeben dürfen.
for the games… ;-)
[…] Spielen, spielen, spielen heisst ein gar nicht mal so neuer Trend, der sich 2019 nahtlos fortsetzte. Wer liest in der U-Bahn oder im Bus noch ein Buch – oder nimmt sogar Kontakt zu seinen Mitfahrern auf? Witzig finde ich es, wenn ich sehe, wie einige Leute sich mit ihrem Display richtiggehend amüsieren, lächeln und kichern. Der Versuch der Spieleanbieter, ihre Kunden zu mehr und mehr Interaktion anzuregen, scheint jedenfalls bei einigen zu klappen. Einmal habe ich es erlebt, dass jemand tatsächlich in Jubel ausbrach! […]