Gastbeitrag von Päde Maillard

 

 

Vorgestern war ich wieder mal im Kino, was an sich schon selten genug ist, aber diesmal wars auch noch ein Problemfilm und dazu noch ein Schweizer Film. Warum soll man sich sowas antun, zudem noch in einer Zeit, wo die Dunkelheit ohnehin schon auf die Seele schlägt? Weil der Film „Der Verdingbub“ gut gemacht, voller Spannung und emotionsgeladen ist. Und sich- so vermittelt der Film zumindest glaubhaft – sehr nahe an der Realität bewegt. Ein Junge und später auch ein Mädchen gehen als eine Art Kindersklaven auf einem abgelegenen Bauernhof durch die Hölle, der das Mächen nur durch den Tod entfliehen kann. Markus Imbodens Film ist Gefühlskino, das fast nichts  auslässt und ziemlich auf die Tränendrüse drückt. Trotzdem kann man sich als SchweizerIn lebhaft vorstellen, wie der Gemeindepräsident,  der Pfarrer und die  Schulbehörde damals zusammenspannten, um selbst krasseste Missbrauchsfälle unter dem Deckel zu halten.

Wiederholt sich Geschichte, wie manche Historiker behaupten? Bis Anfang der 1980er Jahre wurden Menschen wegen „liederlichen Lebenswandels“ für unbestimmte Zeit in Anstalten gesperrt. Frauen unter 18, die schwanger wurden, Alkoholiker, Drogenabhängige oder einfach Leute, die nicht ins Schema X passten wurden weggesperrt, manchmal jahrelang. Ausser sie wussten Leute  mit Geld und Einfluss hinter sich.

Vielleicht wiederholt sich die Geschichte tatsächlich und in dreissig Jahren wird die Geschichte von illegalen Wanderarbeitern aus den ärmsten Ländern der Welt aufgearbeitet, die in den Industrieländern als Temporär-Sklaven die Wirtschaft antrieben. Vielleicht bin ich auch einfach ein Schwarzmaler, der zuviele Filme schaut, die aufs Gemüt drücken.

 

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