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Wie es unsere Epoche so mitbringt, verbringe auch ich einen grossen Anteil meines Alltags im Internet. Manchmal surfe ich einfach nur so herum, ein anderes Mal suche ich gezielt nach einem Produkt, einer Person oder einer Information. Oder ich tummle mich in den sozialen Medien, chatte mit Bekannten, poste Bilder mit mehr oder minder dummen Sprüchen. Kurz gesagt: Eigentlich verhalte ich mich wie die meisten anderen User auch.

Dabei fällt mir allerdings immer wieder auf, dass die Entwicklung der digitalen Welt keinesfalls aufgehört hat, sondern dass sie fortlaufend andauert und immer wieder neue Trends hervorbringt. 2019 habe ich einige interessante Dinge beobachtet, die ich gern mit euch teilen möchte. Wie eine Art Jahresrückblick auf den letzten paar Metern.

Das Internet ist deutlich visueller geworden

Ich finde zum Beispiel, dass das Internet deutlich visueller geworden ist. Auf meiner Facebook-Timeline tauchen kaum noch Posts ohne zugehörige Bildchen auf, oft geben sich die Nutzer sogar mit der Auswahl richtig viel Mühe. Mancher Text wird aber auch nur in kräftigen Farben hinterlegt, um damit optisch aus der Reihe zu tanzen. Nur-Text-Posts scheinen immer mehr out zu sein, das erklärt sicher auch den kometenhaften Aufstieg von Pinterest und Instagram in den letzten Jahren.

Interaktive Spiele rücken vermehrt in den Fokus

Spielen, spielen, spielen heisst ein gar nicht mal so neuer Trend, der sich 2019 nahtlos fortsetzte. Wer liest in der U-Bahn oder im Bus noch ein Buch – oder nimmt sogar Kontakt zu seinen Mitfahrern auf? Witzig finde ich es, wenn ich sehe, wie einige Leute sich mit ihrem Display richtiggehend amüsieren, lächeln und kichern. Der Versuch der Spieleanbieter, ihre Kunden zu mehr und mehr Interaktion anzuregen, scheint jedenfalls bei einigen zu klappen. Einmal habe ich es erlebt, dass jemand tatsächlich in Jubel ausbrach!

Online Casinos spriessen aus dem Boden

Vielleicht hat dieser Jubler in diesem Moment einen grösseren Gewinn abgesahnt, denn Online Casinos sind in 2019 schliesslich präsenter denn je. Dank starkem Marketing und einer grossen Popularität auf Streaming-Diensten wie Twitch führt kein Weg mehr an diesen virtuellen Plattformen vorbei. Das digitale Pendant zur Spielbank trumpft dieses Jahr nicht nur mit erhöhtem Unterhaltsfaktor, sondern auch durch ein optimiertes Spielerlebnis auf allen Endgeräten auf. Das mobile Gaming hat sicher bald schon das stationäre Spielen überholt, wollen wir wetten?

Bewegte Profilbilder bringen Leben ins Netz

Jetzt, da sich per Google Fotos jeder seine eigenen GIFs basteln kann, geraten auch die sonst so starren Profilfotos immer mehr in Fahrt. Regelmäßig stoße ich auf bewegte Bilder statt eingefrorener Fotos, manchmal muss ich einen Moment lang blinzeln, weil es mich noch immer so überrascht. Vielleicht wird dieser Trend aber bald schon ganz normaler Alltag sein und aus jedem Profil wird mir ein Freund zublinzeln, eine Freundin die Zunge herausstrecken oder ein zotteliger Hund einen feuchten Kuss geben.

Instagram weckt Star-Allüren in Normalos

Achja, Instagram ist inzwischen so ein Ding, das mich sogar bis ins analoge Leben verfolgt. Vor allem junge Damen sind es, die überall, wo sie es irgendwie für nötig erachten, posieren, lächeln, winkeln, Grimassen ziehen. Entweder mit Selfie-Stange oder fleissigem Helferlein, aber immer bemüht, die wachsende Fangemeinde in Atem zu halten. Ich muss zugeben, dass ich mir noch nicht ganz klar darüber bin, was ich davon halten soll. Star-Allüren für Normalos? Eine merkwürdige Sache. Aber vielleicht bin ich einfach nicht in der Lage, den echten Promi unter der ultraschicken Verkleidung zu erkennen.

Shitstorms schaukeln sich enorm hoch

Sogenannte Shitstorms – man mag das gar nicht auf deutsch übersetzen – sind ein Phänomen, das es schon seit einigen Jahre gibt. Ich sehe allerdings, dass diese Stürme dazu neigen, sich immer mehr hochzuschaukeln und wie ein Flächenbrand durch sämtliche Medien zu wüten. Ein Shitstorm greift zum Beispiel von Twitter auf Facebook über, wandert von dort aus in Richtung Instagram und auf sämtliche themenbezogene Blogs. Zum krönenden Abschluss berichten auch noch die grossen Online-Zeitungen darüber und der Ge-shit-stormte (oft ein Unternehmen oder eine bekannte Persönlichkeit) zieht spätestens dann sein Statement zurück.

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Human Connection – Sehnsucht nach einem fairen Netzwerk

Obwohl sich scheinbar die ganze Welt auf Facebook versammelt, ist die Sehnsucht gross, sich an einem wirklich geschützten Ort im Netz zu treffen. Jeder weiss, dass Zuckerbergs Social-Media-Riese mit unseren Daten handelt und sie weltweit verramscht. Aber (fast) alle verharren auf FB, weil schliesslich sämtliche Freunde auch dort sind. Vorletztes Jahr durfte ich beobachten, wie ein neues Netzwerk entstand, nicht-kommerziell und darauf ausgerichtet, Menschen auf soziale Weise zusammenzubringen. Dieses Jahr ist Human Connection zwar schon gewachsen, aber immer noch zu klein, um hohe Wellen zu schlagen. Wer weiss, vielleicht ist dies ein heisser Trend fürs nächste Jahr …

Und was wird 2020?

Jetzt steht also das Jahr 2020 vor der Tür, und ich kann mir schon vorstellen, wohin es führt (zumindest digital): Ich denke, dass Bilder, GIFs und Mini-Videos weiter an Popularität gewinnen, denn die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen im Netz wird eher kleiner als grösser. Die Spiele nehmen weiteren Raum ein, weil sie uns ganz individuell unterhalten, wo auch immer wir gerade sind. Meine Hoffnung ist ja, dass die Menschen dadurch ruhiger und zufriedener werden, aber der nächste Shitstorm ist sicher schon vorprogrammiert.